Römerschiff feiert Jubiläum

Für einen noch relativ jungen Verein, der 2011 gegründet wurde um Kultur und Bildung in den Bereichen Römische Geschichte sowie Natur und Umwelt zu fördern, war das erste Jahrzehnt eine Erfolgsgeschichte. Im Mittelpunkt des Vereinsgeschehens stand der vereinseigene originalgetreue Nachbau eines römischen Patrouillenschiffes. Mit der „Lusoria Rhenana“, wie der Nachbau in Bezug auf den Rhein und seinen Schiffstyp getauft wurde, konnten zwischenzeitlich etwa 50.000 Interessierte buchstäblich in römische Geschichte eintauchen. Das 5 Tonnen schwere und 18 m lange Eichenschiff diente hierbei als Plattform.
Bei den inzwischen mehr als 2100 durchgeführten Fahrten, lag der Schwerpunkt auf römischer Geschichte. Dennoch ist das Angebot breit gefächert, so gaben sich am idyllischen Anlegeplatz am Neupotzer Setzfeldsee 62 Paare vor dem Standesbeamten das Jawort. Es wurden zwei Kinder getauft, spezielle Teambildungsfahrten absolviert oder mehr als 40 Veranstaltungen und Vorträge um die Themen Umweltbildung und römische Geschichte organisiert. Bei Weinproben an Bord gewinnt man Einblicke in die römische Weinproduktion, den Geschmack, die Rebsorten der Antike, die unterschiedliche Lagerung oder den Transport. In Zusammenarbeit mit der Gemeinde Neupotz betreibt der Verein eine Umweltbildungseinrichtung im „Haus Leben am Strom“ oder bietet begleitend zu den Fahrten Naturführungen durch fachkundige Mitglieder an.
Das Schiff ist mittlerweile auch durch die Mitwirkung in etlichen Fernsehsendungen wie der ZDF Produktion Terra X oder Dokumentationen von Arte und ARD wie „Römer am Rhein“ sehr bekannt, ein wichtiger Tourismusfaktor und Werbebotschafter unserer Region. Diese Erfolgsgeschichte gelang nur durch engagierte Mitglieder, die das Ganze ehrenamtlich in ihrer Freizeit stemmen.
Die Jubiläumsveranstaltung begann am Samstag den 28.08.21 mit einem mitreißenden Vortrag des Rheinschwimmers Andreas Fath im Kultur- und Freizeithaus in Neupotz. Der Chemieprofessor der Hochschule Furtwangen berichtete allgemeinverständlich von seinen Forschungsarbeiten und Eindrücken, als er im Dienste der Wissenschaft den über 1200 km langen Rhein und den gleich langen Tennessee River in den USA von der Quelle bis zur Mündung durchschwamm. Mit diesen spektakulären Aktionen möchte er auf die vielfältige und zunehmende Belastung unserer Gewässer, vor allem aber auf die Verunreinigung durch Mikroplastik aufmerksam machen.
Durch die seit längerem bestehenden Kontakte zum Verein, entstand die Idee den ehemaligen Deutschen Meister im Freiwasserschwimmen im Zuge des Vereinsjubiläums zu dem ungewöhnlichen Wettkampf Rheinschwimmer vs. Römerschiff einzuladen. Hier ging es vor allem darum, auf das Problem Mikroplastik in unseren Gewässern aufmerksam zu machen. Aus den drei spannenden Durchgängen über die 700 m lange Strecke ging letztlich kein Sieger hervor. Der erste Durchgang, bei dem die Besatzung des Schiffes aus einem Großteil des Gemeinderates Neupotz bestand, endete nach spektakulärer Aufholjagd der Rudermannschaft unentschieden. Das zweite Aufeinandertreffen ging klar an den Rheinschwimmer, hier wurde vermutet, dass sich Andreas Fath im nahegelegenen Anglerheim mit einer guten pfälzischen Mahlzeit in der Pause „dopte“. Nach dem offiziellen Teil mit Ansprachen, Liedbeiträgen und einem Gedicht durch das Hoffmann Hammer Trio, begann das letzte Wettschwimmen mit einer prominenten Besatzung. Hier legten sich unterstützt durch Mitglieder, die Ehefrau des Rheinschwimmers Nikola Fath, die pfälzische Weinkönigin Saskia Teuke, der Generaldirektor der Reiss-Engelhorn Museen Mannheim Professor Rosendahl, Landrat Dr. Fritz Dr. Brechtel und sein Vertreter Christoph Buttweiler, Verbandsbürgermeister Karl-Dieter Wünstel, Ortsbürgermeister Bellaire und sein Vorgänger Emil Heid kräftig in die Riemen. Mit unglaublichem Ehrgeiz wurde von beiden Seiten um jeden Meter bis zur Erschöpfung gekämpft. Letztlich ging das letzte „Rennen“ des Tages knapp an die Rudercrew der Lusoria Rhenana und der Gesamtwettkampf endete in einem gerechten Unentschieden.
Trotz des schlechten Wetters, kamen viele Gäste die sich coronakonform über den Tag und örtlich an See und Grillhütte verteilt, an einem sehr interessanten Programm des Vereines erfreuten.
Am See wurde als Schwerpunkt in drei ausgebuchten öffentlichen Fahrten mit dem Schiff, der Ausstellung römischer Handwerkskunst, antiker Medizin und zwei anwesenden „Legionären“ anschaulich und hautnah römische Geschichte vermittelt. Mit Unterstützung des Terra Sigillata Museums Rheinzabern wurde ein römisches Feldgeschütz oder Hintergründe zur Herstellung von römischem Alltagsgeschirr fachkundig erläutert. Bei praktischen Vorführungen, konnte man einer Keramikerin bei dem Drehen von Tongeschirr über die Schulter schauen. Es war eine Augenweide zu sehen, wie aus einem Klumpen Ton mit viel Erfahrung ein Gefäß entstand. Nebenan zeigten zwei Römer großen und kleinen Besuchern ihre Ausrüstung und Bewaffnung, die sie mit viel Herzblut teils selbst herstellten. Sie erzählten von ihrem Alltag als Legionär und standen gerne für das ein- oder andere Erinnerungsfoto zur Verfügung. Eine Ärztin erläuterte an ihrem Stand das Berufsfeld der griechischen und römischen Kollegen und skizzierte Spuren des alten Wissens, das sich bis in unsere heutige moderne Medizin bewahrt hat. Neben den Nachbildungen antiker Instrumente, die aus nächster Nähe betrachtet werden konnten, wurden Fragen beantwortet wie es um die medizinische Versorgung der Bevölkerung vor 2000 Jahren bestellt war.

Zeitgleich wurden, wegen Corona räumlich getrennt, an der Grillhütte ganztägig naturkundliche Angebote gemacht. Mit einer ornithologischen Führung, bei der z.B. der sehr seltene Schwarzstorch gesichtet wurde, ging es los. Es folgten eine Fahrradtour mit dem Förster in die Rheinauen, an der trotz leichtem Regen und kühlen Temperaturen sechs Unerschrockene teilnahmen. Bei der ausgebuchten Kräuterführung wurde in zwei Stunden über die medizinische Bedeutung, die Wirkung als Heilpflanze oder die Nutzung als Küchengewürz unserer heimischen Kräuter am Wegesrand berichtet. Bei einer Exkursion am Otterbach ging es um die Belastung des Gewässers mit Nitrat oder den Sauerstoffgehalt. Anhand der chemischen Untersuchungsergebnisse und der Ermittlung der Anzahl an gesichteten Kleinstlebewesen konnten Rückschlüsse auf die Gewässergüte gezogen werden. Nachmittags begeisterten die jungen Korbmacher aus Neupotz die Zuschauer von ihrer traditionellen Handwerkskunst. Als Belohnung ihrer Mühen, spielte das Hoffmann Hammer Trio das „Korbmacherlied“, die Hymne des jungen Vereines. In der Wild- und Waldschule des Forstamtes Pfälzer Rheinauen konnten Interessierte Tierpräparate der Bewohner aus Wald und Flur bewundern und erfuhren Wissenswertes über unsere heimische Flora und Fauna. Die Bewirtung erfolgte an beiden Tagen durch das DRK für die Jugendarbeit der Ortsgruppe Neupotz. Eingehende Spenden der Veranstaltung gehen an die Flutopfer der Hochwasserkatastrophe RLP.  Die Freiwillige Feuerwehr Neupotz sorgte auf dem See für Sicherheit von Schwimmer und Besatzung!

Alles in allem eine gelungene Jubiläumsveranstaltung, an der sich Besucher wie Mitwirkende trotz Einschränkungen durch die Pandemie und schlechtem Wetter sehr gerne erinnern.

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